Trauer

Wie trauern in Corona-Zeiten?

Nicht nur Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern fühlen sich in Corona-Zeiten einsam. Besonders schwierig ist es für Angehörige, unter der Einhaltung von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln von einem geliebten Menschen an seinem Lebensende Abschied zu nehmen. Ganz auf sich selbst gestellt müssen Trauernde nicht sein.

Abschied nehmen in Corona-Zeiten fällt doppelt schwer

Wenn jemand erfährt, dass ein naher Angehöriger nicht mehr lange leben wird, ist dies immer eine schlimme Situation. Gerade dann möchte man die letzte gemeinsame Zeit so intensiv wie möglich miteinander verbringen. Doch aktuelle gesetzliche Regelungen in Bezug auf COVID 19 verbieten dies häufig. Krankenhäuser und Pflegeheime erlauben entweder höchstens einer Kontaktperson das Betreten des Gebäudes unter strengen Auflagen, wobei das Berühren des Patienten oder Bewohners nicht erlaubt ist und man sich teilweise lediglich durch eine Glasscheibe sehen kann. Oft gibt es sogar ein totales Besuchsverbot. Das bedeutet, das Abschiednehmen muss ausfallen. Kann der Sterbende die letzte Zeit zu Hause verbringen, ist das Abschiednehmen etwas leichter. Doch auch im privaten Bereich sollen die Menschen ihre sozialen Kontakte einschränken, weswegen sich meist nicht die gesamte Familie vor Ort gegenseitig den Rücken stärken kann. Die Corona-Krise macht das Abschiednehmen viel dramatischer als gewöhnlich. Hospiz- und Palliativverbände sehen darin Extremsituationen, die für die Beteiligten kaum auszuhalten sind.

Beerdigungen in der Gemeinschaft unmöglich

Normalerweise finden Hinterbliebene bei Familienmitgliedern, Freunde, Kollegen und Bekannten in der Phase des Abschiednehmens und in der Zeit des Alleinseins Halt. Insbesondere während des Trauergottesdienstes zählt ihre Anwesenheit zu einem gängigen und hilfreichen Ritual. Sie wird in der Corona-Zeit jedoch stark eingeschränkt, wobei sich die Vorgaben von Region zu Region unterscheiden. Meist darf nur eine bestimmte Anzahl von Trauergästen vor Ort sein und diese darf dem Hinterbliebenen weder die Hand reichen noch ihn tröstend in den Arm nehmen. Selbst auf den anschließenden Leichenschmaus muss wegen des hohen Ansteckungsrisikos manchmal verzichtet werden, sofern er in einem Restaurant stattfinden soll. Dabei sind all diese Handlungen für die Psyche des Hinterbliebenen sehr wichtig. Sie helfen, die Trauer zu bewältigen und sie zu verarbeiten. Denn eines macht die Anwesenheit von nahestehenden Menschen in der Trauerzeit deutlich: Der Hinterbliebene ist fortan ohne seinen geliebten Verstorbenen, also allein. Aber er braucht sich nicht einsam fühlen.

Alternativen zu Einschränkungen während des Lockdowns

Sind zur Trauerfeier nur wenige Angehörige zugelassen, können andere Verwandte und Freunde trotzdem in der schweren Stunde des Abschieds dabei sein, wenn sie per Video-Stream dazugeschaltet werden. Dies muss vorher mit der Friedhofsverwaltung, dem Trauerredner sowie den tatsächlich Anwesenden abgesprochen werden, um deren Urheberrechte an Ton und Bild zu wahren. Ist die Liveschaltung während der Beerdigungszeremonie nicht möglich, kann sie eventuell während des Leichenschmauses erfolgen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Trauerfeier auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wobei dies nicht generell ratsam ist. Die meisten Hinterbliebenen möchten sie eher zeitnah nach dem Tod des Angehörigen hinter sich bringen, um mit der Trauerarbeit zu beginnen und alte Wunden nicht noch einmal aufzureißen.

Beerdigung und Trauerfeier im Lockdown

Hilfe für Trauernde in Corona-Zeiten

Sind reale Kontakte nicht erlaubt, hilft es den Hinterbliebenen bei der Trauerbewältigung, einen engen Telefon-, Brief- und Internetkontakt zur restlichen Familie zu pflegen. Will man enge Familienmitglieder und Freunde nicht zu häufig mit den eigenen Sorgen belasten, hilft die Telefonseelsorge weiter. Sie hat beispielsweise in depressiven Phasen oder bei Zukunftsängsten ein offenes Ohr und gibt wertvolle Ratschläge. Weiterhin lässt sich im Internet nach Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene suchen. Allerdings sollten sie von seriösen Vereinen oder Kirchenportalen geleitet werden, damit ein Datenmissbrauch ausgeschlossen ist.

Der eigene Umgang mit der Trauer

Viele Hinterbliebene möchten mit dem Verstorbenen im Kontakt bleiben und die Erinnerungen an ihn pflegen. Dazu legen sie ein Tagebuch, ein Fotoalbum oder eine virtuelle Gedenkseite an. Diese füllen sie mit Erinnerungsstücken, Bildern oder Gedichten, die sie dem Verstorbenen widmen. Manchmal hilft es, dem geliebten Menschen Briefe zu schreiben, die nicht abgeschickt werden (können). In ihnen verarbeitet man die eigenen Sorgen und Gedanken. Können nicht alle Familienmitglieder das Grab des Verstorbenen an Ehrentagen gemeinsam besuchen, treffen sie sich virtuell und zünden Kerzen an oder beten für ihn.

Bei langanhaltender Trauer kompetente Hilfe in Anspruch nehmen

Wie lange Hinterbliebene trauern, ist unterschiedlich. Einigen gelingt es, innerhalb weniger Monate ihren Alltag neu zu strukturieren und das Leben allein zu bewältigen beziehungsweise sich einem neuen Partner zuzuwenden. Andere benötigen länger, manchmal mehrere Jahre beziehungsweise bis ans Lebensende. Wichtig ist, dass die Trauer das weitere Leben nicht allzu stark einschränkt und dass Sozialkontakte nicht vollständig gemieden werden. Ansonsten besteht die Gefahr zu vereinsamen und physisch sowie psychisch zu erkranken. Um dies zu verhindern, sollten sich Betroffene nach spätestens einem halben bis einem Jahr psychologische Hilfe suchen, wenn sie sich einsam fühlen.


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Fotos: pixabay.com / Grafik: Statista.com

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