Die Deutschen und ihr Sparbuch: Eine untrennbare Verbindung
Angesichts des gegenwärtig historisch niedrigen Leitzinses ist es extrem schwer, wenn nicht gar unmöglich, angemessene Renditen mit konservativen Anlageformen zu erzielen. Und dennoch weigern sich die Deutschen beharrlich an der Börse zu investieren. Wo liegen die Gründe dafür?
„German Angst“ – verrückt oder genial?
Nach einem Jahrzehnt steigender Kurse erlebte der deutsche Leitindex DAX im Herbst 2009 größere Tagesverluste als beim Börsencrash von 1929. Die anschließende Rallye bescherte der Frankfurter Börse mittlerweile den Wert von über 13.000 Punkten. Dennoch scheinen die Einheimischen kein Bedürfnis danach zu verspüren, in diese Anlageform zu investieren. In Deutschland beträgt der Anteil der direkten oder indirekten Aktionäre nur 15% der Gesamtbevölkerung. Dagegen erweisen sich US-Amerikaner deutlich risikofreudiger, denn deren Aktionärsquote beträgt 56%. Solch erhebliche Differenzen können nur zweierlei bedeuten. Entweder sind deutsche Anleger besonders klug (sie wissen etwas, was die anderen nicht wissen) oder besonders einfältig (ihnen entgeht etwas, was alle Anderen wissen). Doch obwohl die Zahl der Aktionäre mit 10 Millionen wieder die Quote der Jahrtausendwende erreicht, scheinen die Deutschen aus der Vergangenheit gelernt zu haben.
Nach den Crashs von 2000 und 2009 ist das Interesse, an der Börse zu spekulieren, merklich gewichen. So falsch dürften sie damit nicht liegen. Die seit neun Jahren anhaltende Rallye wird sich, im Rückblick, als dritte Blase des Jahrhunderts erweisen. Und es ist stark zu bezweifeln, dass es den Staaten ein zweites Mal gelingen wird, die Banken und Großkonzerne mit Beträgen in Billionen-Höhe zu subventionieren, da sie sich vom letzten Schlag noch nicht erholt haben. So ist der Bevölkerung wohl schon länger klar geworden, dass sie in diesem Business niemandem trauen kann, vor allem nicht Brokern. Oder wie Matthew McConaughey es in „Wolf of Wall Street“ so fein formulierte: „Ob der Wert einer Aktie steigt, sinkt oder sich seitwärts im Kreis dreht, kann dir keiner sagen, insbesondere kein Banker.“
Lesen Sie zu diesem Thema auch ein Interview auf Focus Money Online:
Die Deutschen sind ärmer als gedacht – Experte erklärt, was wir jetzt tun müssen
Finanzexperte Dr. Daniel Stelter sagt: „Die Deutschen sind die schlechtesten Geldanleger, die man sich vorstellen kann.“ – Am 01.03.2019 erläutert der Ökonom im Interview mit FOCUS Online, was er von Staatsfonds hält, warum steigende Zinsen illusorisch sind und wie er sein Geld anlegt.
Weltmeister der konservativen Geldanlagen
In Deutschland werden gerne Titel gesammelt. Dem des Fußball-Weltmeisters, des Reise-Weltmeisters und des Export-Weltmeisters ist nun der des weltweit konservativsten Anlageverhaltens hinzuzufügen. Einer Datenerhebung der Comdirect zufolge tendieren die Menschen in Deutschland dazu, ihr Geld auf dem Girokonto (55%) und auf dem Sparbuch (51%) aufzubewahren. Weitere 34 Prozent der Bevölkerung favorisieren Tagesgeld, darauf folgen die Anlageformen der Bausparverträge (30%) und Versicherungen (29%). Dagobert Duck scheinen sich 31 Prozent zum Vorbild genommen zu haben, den sie horten ihr Geld tatsächlich in bar. Erst weit abgeschlagen folgen die spekulativen Investment-Optionen Fonds (19%) und Aktien (14%). Darüber hinaus besitzen ebenfalls nur 19 Prozent der Einwohner Deutschlands den Wunsch, ihre Finanzen in Festgeld anzulegen. Offenbar gestattete Comdirekt Mehrfachnennungen. Dennoch kann man diesen Zahlen zweifelsfrei entnehmen, dass die Deutschen konservative Anlageformen bevorzugen.
So legen die Deutschen ihr Geld an:
Lebensversicherungen und Spareinlagen machen zusammen gut 75% der Geldanlage bei Deutschen aus. Aktien kommen gerade mal auf einen verschwindend geringen Anteil von 6,7%.
Welche Alterstufe ist am risikofreudigsten?
Einer gängigen Theorie nach ist jungen Menschen ihre eigene Sterblichkeit noch richtig bewusst, weshalb sie häufig unnötige Risiken eingehen. Diese Risikobereitschaft sollte sich auch in der bevorzugten Anlageform dieser Altersgruppe widerspiegeln. Einer Erhebung der Postbank zufolge tendieren die Bürger unter 30 aber eher zu Bausparverträgen (36%) und Sparbüchern (31%). Außerdem weist diese Altersgruppe eine erstaunliche Affinität dazu auf, ihre finanziellen Reserven in bar bereitzuhalten. Für die Geldanlage in Fonds und Aktien konnten sich nur 22 Prozent erwärmen.
So hat sich tatsächlich die mittlere Altersstufe von 30 bis 59 Jahren als die mit der höchsten Risikobereitschaft herausgestellt. Diese Menschen investieren zu 35 Prozent in Aktien/Fonds und nur zu 24 Prozent ins Sparbuch. Abgesehen davon besitzt diese Gruppe ein gesteigertes Interesse an Versicherungen (41%) und Bausparverträgen (50%). Den ältesten Mitgliedern unserer Gesellschaft sagt man überwiegend konservative Anlagestrategien nach. Wenn den Zahlen der Postbank zu trauen ist, trifft dies auch zu. So legt die Bevölkerung ab 60 ihr Geld überwiegend aufs Sparbuch (40%) und in Bausparverträgen (38%) an. Für die spekulativen Anlageformen lassen sich dagegen nur 22 Prozent begeistern.
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Foto: pixabay.com / Statistik: Statista.de / Update: 03.03.2019
Matthias erstellt, betreibt und vermarktet schon seit dem Jahre 2000 diverse Blogs und Webseiten. Die meisten davon drehen sich um Verbraucherthemen sowie Produkttests, Aktien, Börse und Tipps zum Geld sparen.
Er wurde 1973 geboren, lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover und ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern im Teeniealter.