Ich bin ja nun in meinem Leben privat und geschäftlich schon diverse Male mit den unterschiedlichsten Gesellschaften geflogen. Von gravierenden Verspätungen blieb ich dabei bis vor kurzem zum Glück verschont. Aber irgendwann ist halt immer das erste Mal… so geschehen beim Rückflug meines diesjährigen Mallorca-Urlaubs.
Die Nacht war kurz. Bei Pauschalreisen kann man sich die Rückflugzeit leider nicht immer aussuchen. Erst recht nicht, wenn es nach Hannover geht. Also noch im Halbschlaf um 5 Uhr morgens aufgestanden, ausgecheckt und überpünktlich ab zum Flughafen. Da dann noch schnell für schlappe 7 Euro einen Kaffee und ein Croissant. Und vorm Durchlaufen des Sicherheits-Checks noch eine (vorerst letzte?) Zigarette. Dann im Sicherheitsbereich ein zweiter Blick auf die Anzeigetafel. Ups… eben war doch noch alles planmäßig. Nun „Hannover DELAYED“ und wann und an welchem Gate es los geht, sollte ich laut Tafel in einer Stunde erfahren.
Nach etwas mehr als einer Stunde stand das Abflugs-Gate dann wirklich fest. Aber merkwürdig… zur angegebenen Boardingzeit stiegen zwar jede Menge ins Flugzeug, aber das gehörte zu einer gänzlich anderen Gesellschaft und die Reise ging nach Karlsruhe und nicht nach Hannover… Also weiter warten. Glücklicherweise gibt es auch in der Sicherheitszone des Flughafens mindestens einen Raucherbereich. War mir vorher noch nie aufgefallen, zumal ich ja auch bis dato nie eine Veranlassung hatte, danach zu suchen. Ging ja immer alles pünktlich über die Bühne. Nundenn. Nach der zweiten Kippe und dem 15. Blick auf die Anzeigetafel, stand da ein neues Gate. Zum Glück fast in direkter Nachbarschaft. Und nach etwa zwei Stunden Verspätung durfte ich dann tatsächlich den Bus besteigen und zum Flieger fahren.
Jetzt hätte es ja tatsächlich losgehen können… wenn da nicht ein technisches Problem mit einer der Türen gewesen wäre! Nach einer weiteren Stunde war ich dann doch leicht genervt und hungrig. Mit einer Verspätung von 3 Stunden und 10 Minuten hob der Vogel dann endlich gen Hannover ab. Zum Glück steht jedem (!) Fluggast bei einer Flugstrecke von mehr als 1500 Kilometern und einer Verspätung von mehr als 3 Stunden eine kostenlose und angemessene Verpflegung zu. Seit der Pleite von Airberlin bleibt der Magen von Pauschaltouristen in Billigfliegern ja leider leer – es sei denn, man zahlt fürs Trinken und Essen extra. Na gut, der Magen ist besänftigt. Jetzt ’ne Mütze Schlaf? Nö! Ich hab ja nix gegen Kinder. Aber eine ganze Horde, die aus verschiedenen Richtungen (gefühlt) fast durchgehend rumplärrt, hätte mich beinahe vergessen lassen, dass meine Kids auch mal klein waren. Also außer etwas dösen war nix.
Entschädigungen von bis zu 600 Euro pro Flug sind möglich
Der Kapitän gab echt ordentlich Gas, aber unter drei Stunden Verspätung hat er’s bei der Ankunft dann doch nicht geschafft. Wäre ja auch zu schön gewesen – für die Fluggesellschaft! Deren Namen verschweige ich hier übrigens bewusst. Bei einer Flugstrecke von über 1500 km und einer Verspätung von mehr als drei Stunden steht mir nämlich eine Entschädigung von 400 Euro zu! Obwohl der Flug ansich natürlich deutlich weniger gekostet hat. Schließlich hat mich das Ganze ja auch Nerven und kostbare Lebenszeit gekostet! Und dafür gibt’s laut EG-Verordnung 261/2004 (Fluggastrecht
eVO) zum Glück seit 2004 entsprechende Entschädigungen! Das wissen viele (Wenig)Flieger aber noch nicht.
250 Euro bei Flugstrecken bis 1500 Kilometern
400 Euro bei EU-Flugstrecken über 1500 Kilometer
600 Euro bei Strecken über 3500 Kilometern mit Start oder Ziel außerhalb der EU
Eine Beanstandung lohnt sich garantiert!
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, bei denen die Fluggesellschaften nicht zahlen müssen. Dazu zählen eher seltene Phänomene wie extrem schlechtes Wetter oder politische Unruhen. In den meisten Fällen sind sie zu Entschädigungszahlungen verpflichtet. Auf die ganzen Einzelheiten möchte ich hier jetzt nicht eingehen. Genaue Infos und ein Musterschreiben für Flugverspätungen finden Sie bei Finanztip.de. Dieses Muster habe ich auch für mein Beanstandungsschreiben genutzt. Hier werden dann alle relevanten Daten genannt und am besten eine Kopie des Boardingpasses angefügt. Ich habe das Schreiben gestern „Old School mäßig“ als Einschreiben zur Post gebracht. Sicher ist sicher. Und bei den 400 Euro, die ich erstattet bekomme, kann ich die 3,20 Euro für den Einschreibbrief locker verschmerzen.
Mir ist natürlich durchaus bewusst, dass Fluggesellschaften äußerst ungern hohe Entschädigungen zahlen. Selbstverständlich wird die Firma, die ich hier nicht nennen möchte, sich sträuben. Für den Fall gibt es aber dann die „Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr“. Deren geschulte Juristen helfen mir dann kostenlos weiter. Meine Recherchen haben zudem ergeben, dass Fluggesellschaften einen Gerichtsprozess wegen der noch höher zu erwartenden Kosten scheuen und irgendwann dann doch zähneknirschend zahlen.
Sie haben keine Lust, ca. 30 Minuten Ihrer Zeit für ein Anschreiben zu opfern und Sie möchten auch nicht lange auf Ihre Entschädigung warten? Dann gibt es einige Dienstleister, die Ihnen die Arbeit gerne abnehmen und die Entschädigung teilweise sogar sofort auszahlen. Klingt gut? Ja. Hat aber natürlich einen kleinen Haken. Sie müssen bis zu 50% der Entschädigung an Ihren fleissigen Helfer abtreten…
Seriöse Dienstleister bei Flugverspätungen und Entschädigungen
4,9 von 5 Punkten bei TrustedShops (6244 Bewertungen), seit 7 Jahren aktiv, 620.000 Kunden, Gebühr im Erfolgsfall: 24% – 35% vom Entschädigungsbetrag.
Zur Webseite von FairPlane
9,3 von 10 Punkten bei Trustpilot (1754 Bewertungen), seit 5 Jahren aktiv, 7 Millionen Kunden, Gebühr im Erfolgsfall: 25% vom Entschädigungsbetrag.
Zur Webseite von AirHelp
9,7 von 10 Punkten bei Trustpilot (421 Bewertungen), über 560.000 Kunden, Gebühr im Erfolgsfall: 25% vom Entschädigungsbetrag.
Zur Webseite von Flug-verspaetet.de
Sooo… ich muss jetzt erstmal abwarten. Ich habe der Fluggesellschaft den 12.09.2018 als Zahlungsziel eingeräumt. Bin mal gespannt, wie es nun weiter geht und wann die Kohlen auf mein Konto transferiert werden… ich halte Sie auf dem Laufenden! Sie können sich ja derweil schon mal folgendes Video ansehen.
Foto: pixabay.com / Grafik: statista.com
Matthias erstellt, betreibt und vermarktet schon seit dem Jahre 2000 diverse Blogs und Webseiten. Die meisten davon drehen sich um Verbraucherthemen sowie Produkttests, Aktien, Börse und Tipps zum Geld sparen.
Er wurde 1973 geboren, lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover und ist alleinerziehender Vater von zwei Kindern im Teeniealter.
UPDATE: nach umfangreichem Schriftverkehr und einigen Telefonaten beharrt die Fluggesellschaft darauf, der Flug habe „lediglich“ eine Verspätung von 2 Stunden und 57 Minuten gehabt. Meine Uhr sagte was anderes. Ich überdenke gerade weitere Schritte. Irgendwie will ich mir das nicht gefallen lassen…