Die Bundesnetzagentur (BNetzA) ist die Aufsichtsbehörde für den Bereich Telekommunikation und führt mittlerweile seit einigen Jahren Messungen durch, um zu ermitteln, wie schnell das Internet in Deutschland wirklich ist. Dabei können Verbraucher ihre eigenen Anschlüsse testen lassen und die Daten werden danach anonym an die BNetzA übermittelt. Zusätzlich zur Geschwindigkeit wird auch der Anbieter und der Vertrag abgefragt, so dass auch klar ist, wie schnell der Anschluss eigentlich sein müsste. Die Messungen beziehen sich dabei aber immer nur auf kabelgebundene Internet-Anschlüsse und nicht auf mobile Datenübertragung mit dem Handy oder Smartphone.
Vor wenigen Tagen hat die Behörde nun die Auswertungen der Messungen für das Jahr 2017 veröffentlicht und es hat sich im Vergleich zum Vorjahr recht wenig getan. Immer noch surfen sehr viele Nutzer mit deutlich geringeren Geschwindigkeiten, als vom Anbieter ursprünglich angegeben. Nur ein Bruchteil aller Anschlüsse erreicht tatsächlich die Leistung, die er eigentlich haben sollte.
Im Detail sehen die Zahlen wie folgt aus:
- Mehr als jeder 4. Nutzer surft mit weniger als 50 Prozent der vertraglich zugesicherten Bandbreite. Nach wie vor bekommen also viele Verbraucher extrem geringere Leistungen.
- Nur 12 Prozent der Nutzer erreichen tatsächlich die vereinbarte Leistung und surfen mit der Geschwindigkeit, die im Vertrag vereinbart war. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr auch kaum verändert. Es lässt sich also bisher kein Trend auf dem Markt erkennen, dass die Anbieter hier daran arbeiten, die versprochenen Bandbreiten auch tatsächlich beim Kunden ankommen.
Fast 9 von 10 Verbrauchern surfen damit eigentlich zu langsam und bekommen nicht die Geschwindigkeiten, die vereinbart waren. Das ist vor allem deswegen ein Problem, weil die Netze in Deutschland nach wie vor im internationalen Vergleich eher langsam sind. Deutsche Verbraucher haben also nominell schon nicht das schnellste Internet und bekommen dazu selbst von diesen versprochenen Leistungen sogar nur einen Bruchteil.
„Die Ergebnisse des aktuellen Berichtsjahres bestätigen die Ergebnisse des ersten Berichts: Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden nach wie vor oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen die Anbieter in Aussicht gestellt haben.
Obwohl die Ergebnisse bei einzelnen Bandbreiten und zwischen den Anbietern unterschiedlich ausfallen, zeigen sie insgesamt weiterhin Handlungsbedarf bei den Breitbandanbietern“, betont Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.
„Die Zahl der im Jahresbericht einzeln dargestellten Anbieter hat sich deutlich erhöht. Denn die Anzahl an durchgeführten Messungen ist stark gestiegen. Aus Sicht der Endkunden ist es erfreulich, dass nun mehr Anbieter miteinander verglichen werden können“, so Homann weiter.
Die Bundesnetzagentur wird diese Entwicklung auch weiter beobachten. Allerdings ist nicht bekannt, ob die Behörde plant, in diesem Bereich aktiv zu werden. Man kann auch weiterhin offiziell die Bandbreite des eigenen Anschlusses messen lassen. Dazu gibt es viele Tipps&Tricks, wie man die Geschwindigkeit verbessern kann:
Die Ergebnisse aus diesem Jahr werden dann in der Breitbandauswertung Anfang 2019 veröffentlicht, es ist aber zu erwarten, dass sich auch 2018 die Werte nicht drastisch verändern werden.
Was kann man tun bei zu langsamen Internet?
Die rechtliche Situation ist mehr oder weniger klar: wenn ein Anbieter seinen Vertrag nicht erfüllt, kann der Verbraucher Nachbesserung verlangen oder auch wechseln. Allerdings ist die Praxis leider nicht so einfach. Es fehlen höchstrichterliche Urteile um klarzustellen, wann ein Wechsel wegen zu geringer Geschwindigkeit auf jeden Fall möglich ist. Es gibt zwar bereits einige Urteile vom Amtsgerichten in solchen Fällen, aber eine grundsätzliche Klärung steht noch aus. Wichtig ist in jedem Fall, das man die Geschwindigkeit des Anschlusses zu verschiedenen Tageszeiten dokumentiert und damit nachweisen kann, dass die Verbindung dauerhaft zu langsam ist. Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich mit dem eigenen Anbieter in Verbindung zu setzen. Oft muss man gar keinen gerichtlichen Weg beschreiten, denn die Anbieter kennen die Probleme natürlich auch und lassen Kunden recht schnell aus solchen Verträgen.
Das löst das grundsätzliche Problem aber oft nicht, denn auch andere Anbieter können auf der Leitung oft keine schnelleren Geschwindigkeiten anbieten. Man kann zwar den Anbieter aufgrund von Sonderkündigungsrechten wechseln, ob man dann aber schnellere Internet-Verbindung bekommen wird, ist höchst unsicher.
Etwas Hoffnung machen die aktuellen politischen Endwicklungen. Im Koalitionsvertrag wurde ein Hinweis aufgenommen, das Verbraucher zukünftig einen Anspruch auf schnelles Internet haben. Leider haben die Parteien noch nicht definiert, wie genau dieser Anspruch aussehen wird. Dazu soll dieses neue Recht für Verbraucher auch erst 2025 kommen. Daher ist bisher noch weitgehend unklar, wie umsetzbar dieses neue Recht dann tatsächlich sein wird. Dazu müssen alle Kunden noch einige Jahre mit langsamen Verbindungen zurecht kommen, bevor die Politik hier wirklich aktiv wird.
Insgesamt haben Kunden derzeit recht wenige Möglichkeiten, gegen zu langsame Breitband-Anschlüsse vorzugehen. Das mag auch ein Grund sein, warum sich die Situation auf dem Markt kaum ändert – es gibt einfach wenig Druck auf die Anbieter, hier aktiv zu werden und wirklich die Leistung zu liefern, die auf den Verträgen steht.
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Bastian bloggt zu regionalen Themen sowie rund um Handytarife, DSL und zu anderen Themen.